ANMERKUNGEN UND REGELVARIANTEN

Leitlinien zu Zeitstrafen

Bei der 131. IFAB-Jahresversammlung am 3. März 2017 in London wurden im Junioren-, Senioren-, Behinderten- und Breitenfussball für alle oder einige Verwarnungen Zeitstrafen zugelassen, sofern der nationale Fussballverband, die Konföderation oder gegebenenfalls die FIFA für den fraglichen Wettbewerb seine bzw. ihre Zustimmung erteilt.

Auf Zeitstrafen wird in folgender Regel verwiesen:

Regel 5. Schiedsrichter > 5.3 Rechte und Pflichten – Disziplinarmassnahmen 

Der Schiedsrichter hat die Befugnis, ab dem Betreten des Spielfelds zwecks Spielbeginn bis zum Verlassen des Spielfelds nach dem Spiel, einschliesslich während der Halbzeitpause, der Verlängerung und des Elfmeterschiessens, gelbe und rote Karten zu zeigen und, wenn es die Wettbewerbsbestimmungen zulassen, einen Spieler mit einer Zeitstrafe vorübergehend vom Spiel auszuschliessen.

Eine Zeitstrafe erfolgt, wenn ein Spieler ein verwarnungswürdiges Vergehen begeht und dafür sofort vorübergehend vom Spiel ausgeschlossen wird. Dank ihrer sofortigen Wirkung können Zeitstrafen das Verhalten des fehlbaren Spielers und möglicherweise seines ganzen Teams unmittelbar positiv beeinflussen.

Der nationale Fussballverband, die Konföderation oder die FIFA sollte in den entsprechenden Wettbewerbsbestimmungen ein Zeitstrafenprotokoll mit folgenden Richtlinien erlassen:

Nur für Spieler

  • Zeitstrafen gelten für alle Spieler (einschliesslich Torhüter), die ein verwarnungswürdiges Vergehen begehen, mit Ausnahme von Auswechselspielern und ausgewechselten Spielern.

Zeichen des Schiedsrichters

  • Der Schiedsrichter signalisiert eine Zeitstrafe, indem er dem fehlbaren Spieler die gelbe Karte und dann mit beiden Arm zur Strafbank zeigt, die sich in der Regel in der technischen Zone des betreffenden Spielers befindet.

Dauer der Zeitstrafe

  • Für jedes Vergehen dauert die Zeitstrafe gleich lange.
  • Die Zeitstrafe sollte 10–15 % der gesamten Spielzeit dauern (z. B. 10 Minuten bei einem 90-minütigen Spiel, 8 Minuten bei einem 80-minütigen Spiel).
  • Die Zeitstrafe beginnt, wenn das Spiel fortgesetzt wird, nachdem der fragliche Spieler das Spielfeld verlassen hat.
  • Der Schiedsrichter sollte in die Zeitstrafe die Zeit einrechnen, die am Ende einer Halbzeit wegen Unterbrechungen (Auswechslungen, Verletzungen etc.) nachgespielt wird.
  • Die Wettbewerbsorganisatoren entscheiden, wer dem Schiedsrichter beim Stoppen der Zeitstrafen hilft, z. B. ein Delegierter, der vierte Offizielle, ein Schiedsrichterassistent oder allenfalls ein Teamoffizieller.
  • Nach Ablauf der Zeitstrafe darf der Spieler von der Seitenlinie aufs Spielfeld zurückkehren, sobald der Schiedsrichter die entsprechende Erlaubnis erteilt hat, was auch bei laufendem Spiel möglich ist.
  • Wann ein Spieler zurückkehren darf, entscheidet allein der Schiedsrichter.
  • Ein Spieler, der eine Zeitstrafe verbüsst, darf erst nach Ablauf seiner Zeitstrafe ausgewechselt werden (sofern sein Team dessen Auswechselkontingent noch nicht ausgeschöpft hat).
  • Wenn eine Zeitstrafe am Ende der ersten Halbzeit (oder am Ende der zweiten Halbzeit im Falle einer Verlängerung) noch nicht abgelaufen ist, muss der Rest zu Beginn der zweiten Halbzeit (bzw. der Verlängerung) verbüsst werden.
  • Ein Spieler, dessen Zeitstrafe am Ende des Spiels noch nicht abgelaufen ist, darf am Elfmeterschiessen teilnehmen.

Strafbank

  • Ein Spieler muss eine Zeitstrafe innerhalb der technischen Zone (sofern vorhanden) oder beim Trainer/technischen Stab seines Teams verbüssen, es sei denn, er hält sich für den weiteren Einsatz warm (wobei die gleichen Bedingungen gelten wie für das Aufwärmen der Auswechselspieler).

Vergehen während einer Zeitstrafe

  • Ein mit einer Zeitstrafe belegter Spieler, der während seiner Zeitstrafe ein verwarnungs- oder feldverweiswürdiges Vergehen begeht, wird endgültig vom Spiel ausgeschlossen und darf weder ersetzt noch ausgewechselt werden.

Weitere Disziplinarmassnahmen

  • Die Wettbewerbsorganisatoren oder nationalen Fussballverbände entscheiden, ob Zeitstrafen den zuständigen Instanzen zu melden sind und weitere Disziplinarmassnahmen verhängt werden können (z. B. Sperre bei einer bestimmten Anzahl Zeitstrafen wie bei Verwarnungen).

Systeme für Zeitstrafen

  • Bei einem Wettbewerb darf für Zeitstrafen nur eines der folgenden Systeme eingesetzt werden:
    • System A: bei allen Verwarnungen
    • System B: bei bestimmten Verwarnungen

System A: Zeitstrafen bei allen Verwarnungen

  • Alle verwarnungswürdigen Vergehen werden mit einer Zeitstrafe geahndet.
  • Ein Spieler, der im selben Spiel zum zweiten Mal verwarnt wird:
    • erhält eine zweite Zeitstrafe und wird nach ihrem Ablauf vom Spiel ausgeschlossen,
    • darf nach Ablauf der zweiten Zeitstrafe durch einen Auswechselspieler ersetzt werden, sofern sein Team das Auswechselkontingent noch nicht ausgeschöpft hat (weil das Team mit der zweimaligen Unterzahl während der Zeitstrafen bereits bestraft wurde).

System B: Zeitstrafen bei bestimmten Verwarnungen*

  • Nur bestimmte verwarnungswürdige Vergehen werden mit einer Zeitstrafe geahndet.
  • Alle anderen verwarnungswürdigen Vergehen werden mit einer Verwarnung bestraft.
  • Ein Spieler, der nach einer Zeitstrafe verwarnt wird, darf weiterspielen.
  • Ein verwarnter Spieler, der eine Zeitstrafe erhält, darf nach Ablauf der Zeitstrafe weiterspielen.
  • Ein Spieler, der im selben Spiel zwei Zeitstrafen erhält, wird nach Ablauf der zweiten Zeitstrafe vom Spiel ausgeschlossen und darf durch einen Auswechselspieler ersetzt werden, sofern sein Team das Auswechselkontingent noch nicht ausgeschöpft hat und der auszuschliessende Spieler nicht auch noch eine Verwarnung ohne Zeitstrafe erhalten hat.
  • Ein Spieler, der im selben Spiel zum zweiten Mal verwarnt wird, wird des Feldes verwiesen und vom Spiel ausgeschlossen. Er darf weder ersetzt noch ausgewechselt werden.

*Für einige Wettbewerbe kann es sinnvoll sein, Zeitstrafen auf verwarnungswürdige Vergehen zu beschränken, die allein das Verhalten betreffen wie: 

  • Simulieren,
  • absichtliches Verzögern der Spielfortsetzung durch das gegnerische Team,
  • Protestieren, verbale Äusserungen oder Gesten,
  • Verhindern oder Unterbinden eines aussichtsreichen Angriffs durch Halten, Ziehen, Stossen oder Handspiel,
  • unzulässiges Antäuschen bei der Ausführung eines Strafstosses durch den Schützen.